Die Lehren des Bundesliga-Saisonstarts, den der FC Bayern dank einer starken Auftaktphase 3:1 gegen Bayer Leverkusen gewinnt.
1. Ex-Hoffenheimer sind Bayerns erste Lieblinge der Saison
Sebastian Rudy und Niklas Süle standen gemeinsam in der ersten Münchner Startelf der Bundesligasaison, kaum auszudenken war das noch vor ein paar Wochen. Schließlich kamen beide von 1899 Hoffenheim und galten nicht als die großen Transfers. Und der Fußball, zumal in Bayern, lechzt heute nach Glitzer.
Entgegen dieser Furcht vor der eintopfig-hausgemachten Biederkeit klickte die Kombination gleich nach wenigen Minuten: Freistoß Rudy, Süle schob seine Masse im Sechzehner an die richtige Stelle und köpfte das erste Tor der Saison. Und Rudy trat den Freistoß.
"Mich interessieren die Zweifler nicht. Es war schön für mich, dass ich im ersten Spiel getroffen habe. Dass die Flanke von Rudy kam, war das i-Tüpfelchen", sagte Süle im ZDF. "Ich habe von Anfang an versucht, mich zu zeigen und anzbieten. Wenn ich noch mehr Konstanz reinbringe, wird es noch besser", ergänzte Rudy.
2. Auch der dritte Neue funktioniert
Corentin Tolisso tobte sich im Zentrum oder auf der halbrechten Seite aus, neben Arturo Vidal und beschützt von Rudy. Der Franzose schmeckte gleich mal, was es beudetet, Boss in der Liga zu sein.
Und wurde am Anfang so wenig gefordert, dass er beim zweiten gefährlichen Bayern-Standard selbst traf, allein gelassen nach einer Ecke. Kurz darauf schoss Tolisso an den Pfosten, ehe er offensiv etwas nachließ.
3. Das Titelrennen ist so offen wie lange nicht?
Endlich Spannung sagten einige Experten voraus angesichts der teilweise überraschend schlechten Bayern-Auftritte in der Vorbereitung. In der Bundesliga genießt der Meister jedoch (erstmal) weiter ungebrochene Dominanz, obwohl er für seine Verhältnisse nicht sonderlich gut spielte. Wobei der Gegner kräftig mithalf; bei zwei Standards pennte Leverkusen im Kollektiv.
Später aber kamen die Münchner, passend zum Wetter, deutilich ins Schwimmen. "Es müssen ein paar Sachen geändert werden", sagte da selbst der immer optimistische Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic.
4. Leverkusen wacht zu spät auf
Die Gäste zeigten in der ersten Halbzeit ihren Bauch, gleich einem Raubtier nach verlorenem internen Rudelkampf. Du hast gewonnen, bist stärker, heißt das im Tierreich. Auf den Platz übersetzt: Nehmt den Ball, nehmt das Mittelfeld und nehmt unser Tor. Dazu spielen wir noch sinnlos-riskante Pässe am eigenen Strafraum in eure Füße und scheren uns nicht um Standardsituationen.
Nach der Pause wurde all das dank des eingewechselten Julian Brandt besser. Als das erste Zählbare dabei herauskam mit dem Anschlusstreffer, war es zu spät.
"Es war viel mehr drin für uns. Man hat gesehen, dass wir viele Chancen hatten, auch nach dem 0:3", erkannte Keeper Bernd Leno.
5. Video-Schiri macht Lewandowski zum Rapper
Als Robert Lewandowski kurz nach der Pause im Leverkusener Strafraum fiel, zögerte Schiedsrichter Tobias Stieler kurz und hatte Glück, dass der Ball direkt danach ins Aus ging. So konnte er in Ruhe das Urteil des Video-Schiedsrichters Jochen Drees in Köln abwarten: Elfmeter für Bayern, Gelb für Charles Aranguiz. Alles korrekt, Lewandowski traf selbst vom Punkt.
Die Fans störte das alles nicht, im Gegenteil, sie fieberten mit einem langgezogenen "Ooohhh" auf die Entscheidung hin. Ach ja, und Lewandowski hat jetzt offenbar auch einen eigenen Jubel, der aussieht wie das Markenzeichen des US-Rappers Xzibit, falls den noch jemand kennt.
6. Bayern-Fans haben Humor – und ein bisschen Anstand
Gegen Ende der ersten Halbzeit ging in München die Welt unter. Da verlor auch das Dach der Arena seine Bedeutung bei den Massen, die da vom Himmel geschüttet kamen.
Die meisten Zuschauer auf Haupt- und Gegentribüne flohen; im Gegensatz dazu legten die Bayern-Fans auf der Südtribüne da erst richtig los und sangen, sich entblößend: "Wieder alles im Griff, auf dem sinkenden Schiff!"
Vor dem Anpfiff hatten sie schon ein wenig Anstand bewiesen, als sie Plakate mit teils unflätigen Beschimpfungen in Richtung DFB gerade noch rechtzeitig wieder wegpackten, ehe eine Schweigeminute für die Terror-Opfer in Barcelona losging. Danach durften sie dann all ihren Hass auf die deutschen Verbandsherren hinausschreien.
7. Doch noch klappt nicht alles bei den Bayern
In der zweiten Halbzeit erlaubten die Münchner sich ein gemächliches Tempo und dem Gegner viel zu viele Chancen. "Wir waren in den Mannschaftsteilen nicht so kompakt", bemängelte Süle, meinte aber: "Wir haben natürlich noch nicht an unserem Maximum gespielt."
Eurosport-Experte Matthias Sammer sagte: "Wenn man ehrlich ist und realisiert, was in der zweiten Halbzeit passiert ist: Die hochkarätigen Torchancen eindeutig für Bayer Leverkusen."
Da war Bayerns Arbeit aber im Grunde schon getan. So konnten sich Arjen Robben und Lewandowski mehrfach missverstehen, sehr zum Ärger des Niederländers.
Wenn das mit den beiden noch funktioniert in den kommenden Wochen und Lewandowski dann auch mal aus dem Spiel heraus trifft - um Himmels Willen.
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