Ein großer Trend scheint es im diesjährigen Wahlkampf zu sein, in neue Rollen zu schlüpfen. So schmeißt sich der Bundestagsabgeordnete Niema Movassat in ein Spiderman-Kostüm, um „für ein starkes soziales Netz" einzutreten.
Der SPD-Politiker Matthias Ilgen inszeniert sich als Förster, der auf einen Baum mit dem Gesicht von US-Präsident Donald Trump einhackt – Achtung Wortspiel: „America First? Ilgen Förster!" Und die SPD-Politikerin Dagmar Ziegler lässt sich neben einem Ziegenbock abbilden und betont, dass sie „auch im Alter noch voll Bock auf's Leben" hat.
Andere Politiker sind da mehr auf ihr cooles Image bedacht. Sie geben sich betont lässig und in Denkerpose. Der schwarz-weiße Filter über dem Foto darf dabei nicht fehlen. Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner packt seinen James-Bond-Blick aus und sinniert darüber, dass „manchmal ein ganzes Land vom 10er springen" müsse. Linken-Politiker Marius Brey zieht mit düsterer Miene an seiner Kippe, um seinen Protest gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hervorzuheben.
Wieder eine andere Riege von Politikern scheint sich noch nicht ganz im Klaren zu sein, was sie der deutschen Wählerschaft überhaupt mitteilen will. „Karin Ma(a)g Stuttgart", ließ die SPD-Politikerin Karin Maag in dicken Lettern auf ihr Wahlplakat drucken. Entdeckt wurde das Plakat von dem Politikberater Martin Fuchs, der auf seiner Homepage sehr amüsant „Wahlplakate from Hell" sammelt. Die AfD plädiert auf einem ihrer Plakate für mehr nackte Haut. Über der Abbildung von zwei Frauenhinterteilen im Bikini steht gedruckt: „Burkas? Wir stehn auf Bikinis."
Einige Politiker von SPD und Union scheinen sich dagegen gar nicht erst die Mühe zu machen, eine politische Botschaft für ihr Plakat auszusuchen. Besser etwas nehmen, das alle mögen, so die Devise. Wie zum Beispiel: "Schöne Ferien!" Sowohl der SPD-Bundestagskandidat Thomas Utz als auch die CDU und der CSU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Stefinger sind sich auf ihren Plakaten einig: Wer sonst nichts zu sagen hat, wünscht eben schöne Ferien.
Einen ähnlich inhaltslosen Kurs fahren offenbar auch die beiden Kanzlerkandidaten. Sie beschränken sich auf Botschaften, in die jeder hineininterpretieren kann, wonach ihm gerade der Sinn steht. Während Angela Merkel für „ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben" wirbt, teilt Martin Schulz via Plakat mit: „Die Zukunft braucht neue Ideen. Und einen, der sie durchsetzt." Unverfänglich – aber eben auch unkreativ. Ein wenig mehr Mut hätten Merkel und Schulz sich schon von ihren Politikerkollegen (siehe oben) abschauen können.
Im Video: SPD-Minister Gabriel wirft Merkel "Unterwerfung" unter Trump vor