+++ Prügelknabe Mexiko? Wenn Trump das Land unterschätzt, begeht er einen schweren Fehler +++

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Attacken auf den Nachbarn
Prügelknabe Mexiko? Wenn Trump das Land unterschätzt, begeht er einen schweren Fehler

Mauerbau, Strafzölle, Beleidigungen - unter Trump hat es Mexiko nicht leicht. Doch der neue US-Präsident sollte den Nachbarn im Süden nicht unterschätzen. Denn Mexiko könnte für einigen Ärger sorgen.

Eigentlich müsste Mexiko dem neuen US-Präsidenten Donald Trump dankbar sein. Seine Drohungen gegenüber dem Nachbarland haben zu einer deutlichen Abwertung des Pesos geführt. Viele Mexikaner, die in die USA zum Arbeiten pendeln, profitieren davon: Ihr Einkommen ist in Mexiko nun mehr wert. Das gleiche gilt für die Überweisungen der mexikanischen Arbeiter an ihre zurückgebliebenen Familien. Und mit dem schwachen Peso wird es für US-Konzerne noch attraktiver, die Produktion nach Mexiko zu verlagern.

Doch das verblasst angesichts der angespannten Beziehungen. Wegen der Beleidigungen während des Wahlkampfes, der geplanten Mauer und der Drohung mit Strafzöllen sind sie auf dem Tiefpunkt. Donald Trump scheint in Mexiko ein schwaches Land zu sehen, auf das keine Rücksicht genommen werden muss. Doch da irrt sich Trump. Mexiko ist für die USA wichtiger, als er womöglich glaubt:

HANDEL: Nach Kanada und noch vor China ist Mexiko der zweitwichtigste Importeur von US-Produkten. Auch wenn die USA ein Außenhandelsdefizit von rund 60 Milliarden US-Dollar (56 Milliarden Euro) zu Mexiko aufweisen, werden jährlich für mehr als 230 Milliarden US-Dollar (214 Milliarden Euro) Produkte in das Nachbarland verkauft.

ARBEITSPLÄTZE: Sechs Millionen Arbeitsplätze hängen in den USA vom Handel mit Mexiko ab. 40 Prozent der Einzelteile in mexikanischen Produkten werden zunächst in den Vereinigten Staaten hergestellt, nach Mexiko exportiert und nach ihrer Verarbeitung wieder an die USA verkauft.

GESCHÄFTSPARTNER: Für viele US-Bundesstaaten ist Mexiko ein unerlässlicher Handelspartner. Für die Grenzstaaten Texas, Arizona und Kalifornien ist das Nachbarland sogar der wichtigste Abnehmer für Exporte. Mexiko kauft mehr Schweinefleisch, gelben Mais und Fruktose aus den USA als jedes andere Land.

AUSLIEFERUNGEN: Mexiko arbeitet bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität eng mit den Vereinigten Staaten zusammen. Zwischen 2000 und 2015 lieferten die mexikanischen Behörden mehr als 900 polizeilich gesuchte Personen an die USA aus. Der wohl bekannteste Fall ist der kurz vor dem Amtsantritt von Donald Trump ausgelieferte Drogenboss Joaquín „El Chapo" Guzmán.

ABSCHIEBUNG: Die Grenze zwischen beiden Ländern ist fast 3200 Kilometer lang. Mexiko hilft dabei, illegale Migranten bereits vor der Grenze zu stoppen. Im vergangenen Jahr schoben die Behörden 165.000 Mittelamerikaner in deren Heimatländer ab.

CHINA: Die chinesische Regierung hat seit Jahren ihren wirtschaftlichen Einfluss in Lateinamerika ausgebaut. Mexiko pflegt eine gute Beziehung zu China. Die Länder könnten sich wirtschaftlich noch weiter annähern und ein Gegengewicht zu den Vereinigten Staaten bilden, wenn die USA sich weiter von China abschotten.

WIRTSCHAFTSKRISE: Die US-Regierung will mexikanische Produkte mit hohen Schutzzöllen belegen, Investitionen in Mexiko unattraktiv machen und mexikanische Migranten aus den USA ausweisen. Die Repressalien könnten zu einer wirtschaftlichen und sozialen Krise in Mexiko führen - Instabilität im Nachbarland können die Vereinigten Staaten jedoch nicht gebrauchen.

Mexiko orientiert sich neu

Angesichts der Konfrontation mit Trump arbeitet Mexiko bereits an einem Plan B und will sich unabhängiger von den USA machen. „Wir werden unsere wirtschaftlichen Beziehungen diversifizieren", kündigte Präsident Enrique Peña Nieto an. Mexiko will sein Verhältnis zu Argentinien und Brasilien stärken und das Freihandelsabkommen mit der EU modernisieren, der Handel mit Asien soll ausgebaut werden.

Das Land hat durchaus andere Optionen. Mexiko hat Freihandelsabkommen mit über 40 Staaten und Regionen unterzeichnet. Gerade für die Automobilindustrie ist das Land attraktiv. Es verfügt über eine gut ausgebaute Infrastruktur, ein großes Netz an Zulieferbetrieben und relativ gut ausgebildete Arbeitskräfte. Die Lohnkosten sind mittlerweile niedriger als in China. Auch geografisch liegt Mexiko günstig - zwischen Süd- und Nordamerika, zwischen Asien und Europa.

„Dank unserer privilegierten Lage zwischen dem Atlantischen und Pazifischen Ozean haben wir uns zu einem Logistikzentrum für Unternehmen entwickelt", betont Peña Nieto. „Wir sind eine natürliche Brücke zwischen verschiedenen Regionen der Welt."

Video: Plötzlich nähren sich Trump und Mexiko beim Mauerbau an

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csf/dpa
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