Noch zehn Minuten vor seiner Terrortat, bei der der 24-jährige Tunesier mit einem Sattelschlepper 12 Menschen rammte und tötete, verschickte Amri über sein später im Führerhaus gefundenes Hand Sprachnachrichten und Fotos. Dies erfuhr FOCUS zuverlässig am Mittwoch aus Berliner Sicherheitskreisen.
Eine erste Auswertung von Amris Handydaten führte gestern zur Festnahme eines 40-jährigen Tunesiers in Berlin-Tempelhof, der in enger Verbindung zu Amri gestanden haben soll. Er sowie weitere Islamisten in Berlin und im Ruhrgebiet, denen Amri nach dem Stand der Ermittlungen kurz vor dem Terrorabschlag Nachrichten zugeschickt haben soll, könnten in die Attentatspläne eingeweiht gewesen sein.
Vom polnischen Lkw-Fahrer nichts zu hören
Wie FOCUS weiter erfuhr, ist auf Amris teils längeren Sprachnachrichten kurz vor der Tat der überfallene polnische Lkw-Fahrer nicht zu vernehmen. Womöglich war er zu diesem Zeitpunkt schon tot.
Nach Auswertung aller GPS-Daten gehen die Ermittler davon aus, dass Amri dreimal mit dem 40-Tonner-Sattelschlepper den zentral gelegenen Breitscheidplatz umrundete, um sich mit dem Lkw vertraut zu machen.
Geheimdienst wies auf Gefahr hin
Der marokkanische Geheimdienst wies das Bundeskriminalamt und den für das Inland nicht zuständigen Bundesnachrichtendienst schon Wochen vor dem Anschlag auf die Gefährlichkeit von Anis Amri hin. Bestandteil der Eilmeldung des Geheimdienstes waren nach FOCUS-Informationen eine verdächtige deutsche Handynummer und eine womöglich konspirative Adresse in Dortmund, wo Amri offenbar mehrere islamistisch gesinnte Freunde hatte.
Da am Tatort Breitscheidplatz jegliche Videoüberwachung fehlte, hatte das Bundeskriminalamt Passanten und Besucher gebeten, Fotos und Videos in eine eigens eingerichtete Cloud hochzuladen. Wie FOCUS erfuhr, wurde diese Cloud noch am selben Abend von russischen Hackern geknackt.