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Harvard-Professorin
Expertin prophezeit Job-Revolution: Bald gibt es keine Bewerbungsgespräche mehr

Die letzte Hürde vor dem Traumjob ist meist das bei vielen Menschen gefürchtete Bewerbungsgespräch. Nervös und mit verschwitzten Händen fällt es schwer, sich von der besten Seite zu präsentieren. Doch es gibt gute Nachrichten für Bewerber: Eine Harvard-Professorin ist sich sicher, dass es bald keine Bewerbungsgespräche mehr geben wird - sondern ein viel effektiveres System.

Eine Harvard-Professur, ein Platz im Aufsichtsrat der Credit Suisse Group und mehrere Buchveröffentlichungen - die Karriere der Schweizer Ökonomin Iris Bohnet beeindruckend. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich unter anderem damit, wie Unternehmen die wirklich besten Kandidaten für freie Stellen finden, ohne sich dabei von Vorurteilen oder falschen Eindrücken fehlleiten zu lassen. Dabei hinterfragt sie auch vermeintlich in Stein gemeißelte Personaler-Weisheiten. Statt auf persönliche Bewerbungsgespräche setzt Bohnet auf ein strukturiertes Bewertungssystem.

Im Gespräch mit dem "Stern" erklärt Bohnet, dass sich bereits viele Firmen für ihre Theorien und Vorschläge interessieren würden. Unter anderem auch das baden-württembergische Softwareunternehmen SAP. Vertreter des Unternehmens aus Walldorf nahmen im letzten Herbst an ihrer Vorlesung an der Harvard Business School teil. Aktuell arbeite die Firma daran, eine Software zu entwickeln, die Vorurteile aus dem Bewerbungsverfahren herausfiltern kann. Auch die Wissenschaftlerin ist überzeugt: "Computergesteuerte 'people analytics' werden das Personalwesen revolutionieren, Bewerbungsgespräche und den Personalchef vom alten Schlag wird es in zehn Jahren nicht mehr geben."

Unbewusste Vorurteile im Bewerbungsgespräch

Laut der Harvard-Dozentin würden Firmen aktuell häufig Menschen einstellen, die in ihrer persönlichen Einschätzung zum Unternehmen passen würden. Daher lassen sich Personaler oft von Klischees leiten, wie sie dem "Stern" erklärt: "Wenn es um unsere wichtigste Ressource, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, geht, dann verhalten wir uns wie vor hundert Jahren und fallen unentwegt auf unsere oft unbewussten Vorurteile herein. Wir haben alle Stereotype im Kopf: Das ist typisch Frau, das typisch Mann." Das sei unter anderem einer der Gründe, weshalb es noch immer so wenige Frauen in technischen Berufen gebe und so wenige Männer in Pflegeberufen zu finden seien.

Unternehmen rät die 50-Jährige, bereits bei der Stellenanzeige darauf zu achten, möglichst viele Bewerber durch die Wortwahl anzusprechen. Es gebe mehrere Programme, die Algorithmen über eine Stellenanzeige laufen lassen. Diese verraten dann, ob die Wortwahl der Firmen "eher Männer oder Frauen, Amerikaner oder Asiatinnen anspreche".

Lebensläufe ohne Namen, Alter oder Universitäten

Auch bei der kürzlichen Auswahl ihrer persönlichen Assistentin sei Iris Bohnet nach ihren wissenschaftlichen Überzeugungen vorgegangen, wie sie im Gespräch mit dem Magazin erklärte. Sie bewertete zunächst die anonymisierten Lebensläufe ihrer Bewerber. Es standen weder Name, Geschlecht, Alter, Adresse oder Universitäten auf den Lebensläufen.

Die Bewerber mussten außerdem zwei Aufgaben lösen, die auch im Arbeitsalltag auf sie zukommen könnten, um die Fähigkeiten zu testen. Erst dann kam es zum persönlichen Gespräch. Bei dem die Job-Anwärter dieselben fünf Fragen beantworten mussten. Dabei wusste Bohnet jedoch nicht, welcher Kandidat zu welchem Lebenslauf gehöre.

Völlig egal ist der Faktor Sympathie dann doch nicht...

Im Interview mit "Stern" verriet Iris Bohnet auch, dass sie mit ihrer neuen Assistentin sehr zufrieden sei und auch gut auskomme. Dennoch erklärt sie: "Ich habe mir aber überlegt, dass es in der Zukunft klug sein könnte, als sechsten Punkt beim Interview die Sympathie zu bewerten. Dann fließt das ins Gesamtbild mit ein, vernebelt aber nicht den Blick."

Im Herbst 2017 erscheint das neue Buch von Iris Bohnet "What Works – Gender Equality by Design" auch in Deutschland.

Im Video: Perfekt für Bewerbungsschreiben: PDF umwandeln, zusammenfügen, verkleinern - so geht's

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vv/
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