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Sinkender Wohlstand
Von wegen Konjunktur stärken: Das Billig-Geld der EZB führt zum Siechtum der Wirtschaft

Mit Nullzins und Anleihenkäufen will die EZB Inflation und Wirtschaft ankurbeln. Doch die Vergangenheit zeigt, dass das Plan nicht aufgehen wird – und sogar der Wirtschafts- und Lohnentwicklung schadet.

Zumindest in Deutschland scheint die Inflation zurück. Im Januar stiegen die Preise im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 Prozent. Bei Einlagenzinsen nahe null bleiben die Ersparnisse der Menschen nicht nur unverzinst, sondern werden auch real entwertet. Die Kaufkraft der Ersparnisse in der Zukunft sinkt. Die Alterssicherung wird ausgehöhlt.

Glaubt man dem US-Ökonomon Kenneth Rogoff, dann hilft die finanzielle Repression (d.h. niedrige Zinsen in Kombination mit Inflation) wenigstens die hohe Staatsverschuldung abzubauen. Diese Strategie war nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA und dem Vereinigten Königreich erfolgreich, wo aufgrund der Kriegslasten die Schuldenlast auf über 100 bzw. 250 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) angestiegen war.

Dadurch, dass die Regierungen und Zentralbanken die Zinsen künstlich niedrig hielten, blieben die Zinslasten erträglich. Moderate Inflationsraten und hohes Wachstum trieben die Entschuldung voran: Bei weitgehend konstantem nominalen Schuldenstand sank dieser als Anteil am nominalen BIP (als Menge aller produzierten Güter und Dienstleistungen multipliziert mit deren Preisniveau) rasch.

Der Wert der Schulden sinkt

Mancher Regierungschef in Europa mag deshalb hoffen, dass über niedrige (oder sogar negative) Zinsen auf Staatsanleihen kombiniert mit mäßiger Inflation die Schulden als Anteil am BIP schrumpfen. Allerdings gibt es einen Denkfehler. Nach dem Zweiten Weltkrieg trieb der Wiederaufbau Europas und Japans weltweit das Wachstum nach oben. Heute steckt Europa hingegen in der Krise. Das billige Geld der Europäischen Zentralbank bläht zurzeit vor allem in Deutschland die Immobilien- und (via den Export) die Aktienpreise auf, was moderate Lohnerhöhungen und damit einen Preisanstieg bewirkt. Das Wachstum bleibt aber auch für Deutschland schwach.

In Japan und China lähmt das billige Geld die Wirtschaft

Für Europas gilt deshalb das, was für Japan schon lange und nun auch vermehrt für den China gilt: Das billige Geld lähmt das Wachstum, weil die Banken das kostenlose Geld der Zentralbanken zu geringen Zinsen an die Unternehmen weiterreichen. Die Unternehmen nützen die ersparten Kosten, um höhere Gewinne auszuweisen. Anstrengungen durch Innovation und Effizienzsteigerungen die Gewinne hoch zuhalten, unterbleiben hingegen immer mehr. Das dämpft sowohl die Produktivitätsgewinne als auch das Wachstum. Da die Produktivitätsgewinne Grundlage für reale Lohnerhöhungen sind, steigen auch Löhne und Preise nicht.

Es drohen niedriges Wachstum und sinkender Wohlstand

Es ist deshalb sehr unwahrscheinlich, dass die finanzielle Repression das Problem der hohen Staatsverschuldung lösen wird. Vielmehr wird diese wie in vielen Schwellenländern Asiens, Lateinamerikas sowie Mittel- und Osteuropas in den 1950er-, 60er- und 70er-Jahren niedriges Wachstum, sinkenden Wohlstand und eine weiter wachsende Unzufriedenheit in der Bevölkerung nach sich ziehen.

Die oben genannten Schwellenländer haben gezeigt, dass ein Ende des Siechtums nur mit dem Ende der finanziellen Repression möglich ist. Dies kann nur durch einen Ausstieg aus den sehr expansiven Geldpolitiken und einem Abbau der Staatsverschuldung durch umfassende Strukturreformen erreicht werden.

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