+++ Von wegen Heilsbringer: Warum der Schulz-Effekt im Saarland verpuffte +++

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News-Service: Landtagswahl im Saarland 2017
Wahl im Saarland
Von wegen Heilsbringer: Warum der Schulz-Effekt im Saarland verpuffte

Die CDU gewinnt die Wahl im Saarland, die SPD wird nur zweitstärksten Kraft, obwohl sie in Umfragen vom angeblichen Hype um Kanzlerkandidat Martin Schulz profitierte. Der Düsseldorfer Politik-Professor Ulrich von Alemann analysiert das Wahlergebniss im Interview mit FOCUS Online.

FOCUS Online: Herr von Alemann, die CDU hat einen deutlichen Sieg gegen die SPD eingefahren. Wie kam es dazu?

Ulrich von Alemann: Es ist ein sehr überzeugender Sieg der Regierungspartei, und die CDU übertrifft damit ihre eigene Traumgrenze von 40 Prozent. Ich sehe den hohen Amtsbonus, den Annegret Kramp-Karrenbauer hat, als wichtigsten Grund dafür. Sie ist eine erfolgreiche und beliebte Ministerpräsidentin, ihre solide Regierungsarbeit zahlte sich aus.

FOCUS Online: Die SPD sah sich schon als Sieger, sie wollte vom „Schulz-Effekt" profitieren. Nun diese herbe Niederlage. Ist der Schulz-Hype schon vorbei?

Von Alemann: Ganz klar: Der Schulz-Effekt ist relativiert, Schulz und die SPD sind auf dem Boden der Tatsachen gelandet.

Schulz muss konkrete Pläne präsentieren

FOCUS Online: Warum? Eine Umfrage vor einigen Tagen zeigte, dass viele Wähler im Bund Schulz Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit haben. Haben er und die SPD ein Glaubwürdigkeitsproblem?

Von Alemann: Ja, die Glaubwürdigkeit wird für ihn sicher zu einem Problem. Zum einen muss Schulz besser erklären, warum es in Deutschland nicht gerecht zugeht, wie er behauptet. Und dann muss er statt vager Versprechungen nun konkrete Pläne präsentieren.

FOCUS Online: Kann denn die SPD bei den nächsten Wahlen überhaupt noch weiter auf einen „Schulz-Schub" bauen?

Von Alemann: Der Schulz-Effekt war ja nicht aus der Luft gegriffen, in den Umfragen ist die SPD stark gestiegen. Aber er hat in der Realität nicht gegriffen, viele Wähler haben sich in der Wahlkabine nicht zu der SPD bekannt. Und: Das Saarland hat ein eigenes Selbstbewusstsein. Deshalb kann es, etwa in NRW, bei den nächsten Wahlen für die SPD schon wieder ganz anders laufen. Aber: Die SPD muss nun darauf achten, dass sie die Euphorie rund um Schulz nicht so in die Höhe treibt, dass Umfragehochs am Wahlabend in einen Katzenjammer enden.

Effektive und nüchterne Regierungsarbeit zahlt sich aus

FOCUS Online: Die SPD hat mit Rot-Rot geliebäugelt. Warum kam es nicht dazu? Ist die Linkskoalition ein Schreckgespenst, vor welchem sich die Wähler fürchten?

Von Alemann: Nein, dann wäre die beiden Parteien noch stärker abgestraft worden. Zudem hat die Linke im Saarland eine besondere Position, schließlich war ihr Chef Oskar Lafontaine jahrelang ein erfolgreicher Ministerpräsident des Landes.

FOCUS Online: Welche Lehren sollten die CDU und Angela Merkel für die nächsten Wahlen ziehen?

Von Alemann: Die Wahl zeigt: Effektive und nüchterne Regierungsarbeit zahlt sich aus. Merkel und Kramp-Karrenbauer sind sich ja von der Persönlichkeit und dem Politikstil sehr ähnlich, beide stehen für eine Politik ohne große Visionen, aber für gutes Handwerk. Merkel muss diese Stärken ausspielen und ihre Partei hinter sich bringen.

FOCUS Online: Welche Schlüsse ziehen Sie darüber hinaus aus der Wahl?

Von Alemann: Die Wahlbeteiligung steigt. Ein Hauptgrund ist, dass die Lage politischer geworden ist und sich die Menschen wieder mehr für Politik interessieren. Die Polarisierung stärkt die Volksparteien CDU und SPD. Bei der letzten Saarland-Wahl kamen sie zusammen auf rund 65 Prozent, jetzt auf rund 70 Prozent. Und es schadet den kleineren Parteien. FDP und Grüne bleiben draußen. Es schadet auch der Protestpartei AFD, die unter ihren Möglichkeiten geblieben ist.

Im Video: Wahl-Klatsche für SPD - Hoffnungsträger Schulz tritt ernüchtert vor Kameras

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