+++ Drogen, Deutschen-Hass und psychische Probleme: Wer ist der Messer-Mann Ahmed A.? +++

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Der Attentäter von Hamburg
Drogen, Deutschen-Hass und psychische Probleme: Wer ist der Messer-Mann Ahmed A.?

Wahllos sticht ein 26-jähriger Flüchtling am Freitagnachmittag in einem Hamburger Supermarkt mit einem langen Messer um sich, tötet einen Mann und verletzt sechs weitere. Kurz bevor ihn mutige Passanten überwältigen, soll er "Allahu akbar" gerufen haben. FOCUS Online hat in Hamburg versucht, zu erfahren, wer dieser Ahmed A. ist.

Am Morgen nach der Razzia ist es in der Flüchtlingsunterkunft am Kiwitsmoor in Hamburg Langenhorn auffallend ruhig. Nichts erinnert mehr an die Razzia vom Vorabend, als ein Einsatzkommando in das dreigeschossige Haus 4 des Containerdorf eindrang. Mit einem Rammbock hatten die schwer bewaffneten Spezialkräfte die Tür des Appartements mit der Nummer 429 im ersten Stock aufgebrochen, um das Zimmer von Ahmed A. zu durchsuchen.

In dem Containerdorf sieht alles ziemlich ordentlich aus, die Gebäude scheinen gut in Schuss. Der Nieselregen lässt alles etwas deprimierender wirken, als es ist. An der Tür des Appartements Nummer 429 kleben zwei intakte Polizeisiegel, deutlich ist die Delle zu sehen, die der Rammbock verursacht hat. Graphitspuren zur Abnahme von Fingerabdrücken haben den Teil über dem Türgriff mit einem schmutzigen Schleier überzogen. Hinter dieser Tür lebte bis Freitag der 26-jährige Ahmed A., der nach Informationen der Hamburger Behörden 1991 in den Vereinigten Arabischen Emiraten geboren war.

Täter als Islamist und Einzelgänger bekannt

Die Polizei zeichnete am Samstagmittag bei einer Pressekonferenz in der Hansestadt ein beunruhigendes Bild von dem 26-Jährigen, der sich am Freitagnachmittag zunächst ein Toastbrot in einem Edeka-Markt in Barmbek gekauft hatte. Und dann wenig später noch einmal zurückkam, aus einem Regal ein Küchenmesser mit einer 20 Zentimeter langen Klinge nahm und aus heiterem Himmel damit einen Mann erstochen und danach fünf weitere Personen zum Teil schwer verletzt hatte.

Der Attentäter ist den Behörden demzufolge schon länger als Islamist und Einzelgänger bekannt gewesen, war schon wegen Ladendiebstahls aufgefallen, leide unter Alkohol- und Persönlichkeitsproblemen und sei auch immer wieder in der Unterkunft am Kiwitsmoor auffällig geworden.

Nach FOCUS-Informationen dealte Ahmed A. zudem wiederholt mit Drogen und soll sie auch konsumiert haben. Und, so die Polizei: Ahmed A. wollte unbedingt aus Deutschland ausreisen. Er war 2015 über Norwegen nach Deutschland gekommen und lebt seit März jenen Jahres in Hamburg. Im November 2016 wurde sein Asylantrag abgelehnt.

Am Samstagvormittag sind nur wenige Bewohner anwesend. Plötzlich geht die Korridortür auf: ein junger Mann mit kurzen, schwarzen Haaren, etwa 1,75 Meter groß, kommt gerade vom Duschen aus anderen Trakt des 1. Stocks zurück. Er ist erst 21 Jahre alt, heißt Wissam und wohnt im Zimmer 445 fast direkt gegenüber von Ahmeds Zimmer.

"Wir haben öfter Fußball zusammen gespielt"

"Ich kenne Ahmed seit zwei Jahren. Aber er ist kein besonders gesprächiger Mensch. Wir haben öfter Fußball zusammen gespielt", sagt Wissam, der sich weder filmen noch fotografieren lassen möchte. "Mir hat Ahmed gesagt, dass er aus Palästina kommt, aus Rafah um südlichen Gazastreifen."

Einige Medien hatten berichtet, dass Ahmed A. Kontakte zur salafistischen Szene haben soll. Doch davon weiß Wissam nichts. "Ich weiß, dass er gern Alkohol trinkt, immer wieder. Ich trinke keinen Alkohol, da ich Moslem bin", sagt der junge Iraker. "Und er hat manchmal immer wieder ein bisschen komisch reagiert. Er hat nicht immer zurückgegrüßt, wenn wir uns auf dem Gang begegnet sind. Ich habe verstanden, dass er dann einfach nur für sich bleiben will. Er ist immer wieder zum Einzelgänger geworden."

Knapp 600 Flüchtlinge leben in dem Containerdorf im Norden von Hamburg direkt gegenüber der U-Bahn-Haltestelle Kiwitsmoor. "Wir hatten alle Angst gehabt, als vor etwas mehr als zwei Jahren das Containerdorf gebaut wurde", sagt Bikir Boga, Inhaber des "Back-Shops" auf der anderen Straßenseite vom Containerdorf. "Aber hier hat es nie irgendwelche Zwischenfälle gegeben. Die Ruhe, die hier heute Früh herrscht, ist Standard. Stress gibt es in dem Heim am Grellkamp oder Volkspark, aber nicht bei uns", sagt der 47-jährige Türke, der seit fast 40 Jahren in Deutschland lebt.

"Deswegen hat uns das wirklich überrascht, als wir hörten, dass der Täter von der Attacke im Barmbeker Supermarkt hier vom Kiwitsmoor stammen soll", so Boga. "Zu uns kommen meist nur die Kinder von den Flüchtlingen, kaufen sich was Süßes und surfen über unser WLAN im Internet."

Vorfall ist Hauptthema im Viertel

Auch Stefi J., eine Stammkundin in Bogas Back-Shop, vor dem ein paar Stühle und Tische unter einem kleinen Zeltdach stehen, gibt sich überrascht. "Ich wusste nicht, dass er Ahmed heißt, kenne ihn aber vom Sehen und habe ihn hier zweimal getroffen", erzählt die Frau kaffeschlürfend. "Der hat einen total normalen Eindruck gemacht wie alle anderen auch. Die sind wirklich total ruhig. Wir sitzen oft hier mit einigen aus dem Containerdorf und helfen ihnen, ein bisschen mehr Deutsch zu lernen."

Der Vorfall vom Barmbeker Supermarkt ist das Hauptthema bei allen Gästen, die an diesem grauen Samstagvormittag in Bogas Back-Shop vorbeikommen. Ein Spaßvogel, der auf dem Fahrrad angeradelt kommt, ruft laut "Allahu akbar", bevor er grinsend vom Rad steigt. Und ein etwas älterer Herr mit Schiffermütze sagt trocken im Nieselregen, bevor er mit seinem frisch gekauften Käsekuchen wieder nach Hause geht: "Verrückte gibt es überall."

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